Das funktioniert gemeinsam

20. Juli 2023_Allendorf-Lumda. Bewusster leben und den Energieverbrauch reduzieren, wo es möglich ist. Diese Aufgaben werden auch in Allendorf immer mehr zum Alltag gehören. Zur Halbzeit der Konzepterstellung konnten die Ideen der Bürgerinnen und Bürger mit einfließen. Etwa 50 Personen nahmen die Gelegenheit der aktiven Mitwirkung beim öffentlichen Workshop der Zukunftsquartiere im Landkreis Gießen wahr. Begleitet wurden sie von Bürgermeister Sebastian Schwarz, Klimaschutzmanager Daniel Schneider und Bauamtsleiter Felix Jung. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Projektbüros KEEA GmbH und B.A.U.M. Consult GmbH unterstützten sie bei den Kleingruppenarbeiten zur Weiterentwicklung der bereits benannten Maßnahmen, ließen den Bürgern dabei aber den Vortritt.

Bei der Einführung in den öffentlichen Workshop durch die Projektleitung Luisa Rau, B.A.U.M. Consult GmbH und Stefan Schäfer, KEEA GmbH, wurde noch einmal auf Ansatz und Ziel hingewiesen. “Das Ortskonzept von Allendorf-Lumda soll am Ende nicht nur energetische Aspekte, wie den energetischen Zustand der Gebäude, Energieversorgung und Reduzierung der Verbräuche und eine optimalere Mobilität, sondern auch soziale Aspekte berücksichtigen”, sagte Luisa Rau. Die Anforderungen an das Wohnen hätten sich verändert, die Nahversorgung, sprich Einkaufsmöglichkeiten oder Ärzte zu erreichen, das Ehrenamt und die nachbarschaftlichen Beziehungen und die Ansprüche an den öffentlichen Raum sollten berücksichtigt werden.

Wie stellt sich Allendorf seine Energieversorgung der Zukunft vor? Wie wollen die Allendorfer ihren öffentlichen Raum zukünftig gestalten?  Die Mitwirkenden hatten dafür ganz konkrete Vorschläge. Den Solarstrom als “Quartiersstrom” zu nutzen, ihn an Nachbarn liefern und im Gebäude selbst verbrauchen zu dürfen, war ein Vorschlag. Auch die Umstellung von fossilen zu erneuerbaren Energien könnte aktiver vorangetrieben werden. Beispielsweise durch einen Wettbewerb “Kesseltausch – Wer hat den ältesten?”, der viele Ölheizungen, die in die Jahre gekommen sind, in den Ruhestand schicken könnte. Die Idee: Einen Wettbewerb mit hohem Preisgeld durchzuführen, das für den Austausch des ältesten Kessels dann ausgezahlt werden könnte. 

Auch die Vorbildfunktion der Stadtverwaltung wurde thematisiert, diese könne ihre eigenen Liegenschaften im Sinne der Energiewende sanieren oder umrüsten. Von einem öffentlichen Spaziergang mit dem Bürgermeister, einer Art Inspektion der kommunalen Immobilien, über die Ausstellung zu Dämmstoffen und der Präsentation bereits umgesetzter (Fachwerk)Sanierungen im Ort, über eine Informationsoffensive, genannt “Beratungskaskade”, die den Käufern von Häusern mit Rat und Infomaterial zur Seite stehen. Entwicklung der Altstadthöfe, weniger Neubaugebiete, mehr Nachverdichtung im Bestand, den vorhandenen Wohnraum besser nutzen, all das wurde niedergeschrieben.

Wie wohnen wir in Allendorf im Alter? Die Beratungsangebote zu barrierefreiem Wohnen einführen und einen Seniorenbeirat einrichten, war hier gewünscht. Aber nicht nur die Situation der Gebäude, sondern auch die Verbesserung des Nahverkehrs, beispielsweise durch die Einführung einer Buslinie zwischen Reiskirchen und Ebsdorf, war Thema. Car-Sharing Angebote zu schaffen, Mitfahrbänke, E-Ladestationen oder Poolfahrzeuge, all das muss nicht erfunden, sondern nur umgesetzt werden.
Die Förderung des Fußverkehrs durch sichere Querungsmöglichkeiten, Übergänge, Zebrastreifen oder eine Tempo-30-Zone, wurden notiert und sichere Schulwege – weg vom Hol-und-Bringverkehr an der Grundschule. Die Artenvielfalt zu stärken, indem mehr lebendige Vorgärten, Blühwiesen, Baumpflanzaktionen und insektenfreundliche Beleuchtung geschaffen werden, war Thema, zudem sollte die Aufenthaltsqualität durch Verschattung der Spielplätze, Ausweitung öffentlicher Plätze oder mehr Radabstellmöglichkeiten verbessert werden.
Den größten Zuspruch bekam das Thema “Regenwasser-Nutzung”, mehr Zisternen und Versickerungsflächen, ein weitsichtiger Umgang mit der Ressource Wasser, wurden hier gefordert. Dass Allendorf viel zu bieten hat, wurde deutlich, als der Vereinstag oder der Vereinsmarkt vorgeschlagen wurde, bei dem für alle sichtbar gezeigt werden sollte, welche Vereine es dort bereits gibt und wo man sich in Allendorf noch engagieren könnte. 

Das Ortskonzept befindet sich in der dritten von vier Projektphasen. Nach der Bestandsanalyse im Winter 2022, wurde im Frühjahr dieses Jahres die Potenzialanalyse durchgeführt. Der Sommer gilt der Handlungsstrategie, die Handlungsfelder benennt, Maßnahmen entwickelt und am Ende priorisiert. Im Bericht, der im Winter 2023 vorliegen wird, ist das abgestimmte integrierte energetische Quartierskonzept niedergeschrieben. Die Umsetzung der Maßnahmen wird dann eventuell ein Sanierungsmanagement übernehmen. (dw) 

Bildquellen

  • Workshop Allendorf: KEEA Armin Raatz